Leitvorstellungen und Perspektiven

Die globalen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre rufen nach tiefgreifenden Reformen im Bildungswesen über alle Schulstufen hinweg. Bildungsfachleute haben erkannt, dass eine kindgerechte und an den individuellen Begabungen der Kinder orientierte Förderung menschliche Stärken konstruktiver unterstützt als die Orientierung an Schwächen und an fiktiven Durchschnittsnormen. Diese werden oft als demotivierend erlebt. Deshalb zeichnet sich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel im Bildungswesen ab; von einer Defizitorientierung hin zu potenzialorientierten Unterrichten und hin zur einer individualisierenden Begabungs-, Begabten- und Hochbegabungsförderung.

Leistungsheterogenität und unterschiedliche Potenziale in Schulklassen sind der Normalfall. Lehrpersonen, Eltern und betroffene Kinder lehnen deshalb eine Etikettierung und selektive Förderung sogenannt "Hochbegabter" in speziellen Einrichtungen ab. Sie würde den pädagogischen Ansätzen der Integration und Inklusion widersprechen. Langjährige Erfahrungen und Forschung in den USA, Kanada und nordeuropäischen Staaten zeigen, dass integrative Begabungsförderung, die Entwicklung von Stärken innerhalb der Regelklasse in Kombination mit spezifischen ergänzenden Massnahmen - eingebettet in professionelle Team- und Schulentwicklung - ein vielversprechender Ansatz für eine weiterführende Schulentwicklung auf dem Weg zu Schulen der Vielfalt und sozialer Integration ist.

Das inzwischen breite Interesse zahlreicher Schulen und Bildungsinstitutionen in der Schweiz, Österreich und Deutschland zeigt, dass die integrative Begabungs- und Hochbegabungsförderung auch überregional und international als bedeutsam wahrgenommen wird und im Zeichen der Auseinandersetzung mit der Heterogenität der Lernenden ein grosses Zukunftspotenzial hat.